Mittwoch, 18.09.2024

Gordos – Die Gewichtigen: Eine schwarzhumorige Auseinandersetzung mit Körper und Selbstbild

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Katharina Klein
Katharina Klein
Katharina Klein ist eine kreative Redakteurin, die mit ihrer Leidenschaft für Geschichten und ihrer Neugier stets neue Perspektiven eröffnet.

Mit „Gordos – Die Gewichtigen“ schuf der spanische Regisseur Daniel Sánchez Arévalo eine bissige Komödie, die sich auf originelle Weise mit den Themen Körpergewicht, Selbstwahrnehmung und gesellschaftlichen Erwartungen auseinandersetzt. Der 2009 erschienene Film, der in Deutschland unter dem Titel „Gordos“ bekannt ist, zeichnet ein vielschichtiges und humorvolles Porträt einer Gruppe von Menschen, die in einer Therapiegruppe für Übergewichtige zusammenkommen.

Im Mittelpunkt des Films stehen fünf sehr unterschiedliche Charaktere, die alle mit ihrem Gewicht und den damit verbundenen persönlichen Problemen kämpfen. Die Therapiegruppe, die sie besuchen, soll ihnen helfen, nicht nur ihre Pfunde, sondern auch ihre emotionalen Lasten loszuwerden. Doch schnell wird klar, dass die wahren Herausforderungen weit über das Körperliche hinausgehen.

Was „Gordos“ von anderen Filmen abhebt, ist seine Fähigkeit, das Thema Übergewicht nicht moralisierend oder klischeehaft zu behandeln. Stattdessen nutzt Sánchez Arévalo die Geschichten seiner Figuren, um ein Panorama menschlicher Unsicherheiten und Abgründe zu zeichnen. Dabei wird der Film von einem bitterbösen Humor getragen, der den Zuschauern oft ein Lachen im Hals stecken lässt.

Die Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet und bieten eine breite Palette an emotionalen und psychologischen Facetten. Da ist zum Beispiel Enrique (gespielt von Antonio de la Torre), der als charismatischer Moderator eines religiösen TV-Programms bekannt ist, aber hinter den Kulissen an seiner Fettleibigkeit und der Angst vor öffentlicher Bloßstellung leidet. Ebenso interessant ist der junge Álex (Roberto Enríquez), der verzweifelt versucht, seinem Partner zuliebe abzunehmen, obwohl er innerlich gegen die Vorstellung von körperlicher Perfektion rebelliert.

Der Film beleuchtet die inneren Kämpfe der Figuren mit einer bemerkenswerten Mischung aus Empathie und satirischem Biss. Er stellt die Frage, inwieweit gesellschaftliche Normen und Erwartungen unser Selbstbild und unsere Beziehungen beeinflussen. Die Therapiegruppe, die eigentlich ein sicherer Raum sein sollte, wird zur Bühne für Enthüllungen und Konflikte, die die Figuren zwingen, sich ihren tiefsten Ängsten und Wünschen zu stellen.

Sánchez Arévalo gelingt es meisterhaft, ernste Themen mit einer Leichtigkeit zu behandeln, die sowohl zum Nachdenken anregt als auch unterhält. „Gordos“ zeigt, dass das Thema Übergewicht vielschichtig ist und tief in die Psyche der Betroffenen eingreift. Der Film fordert den Zuschauer auf, über die Oberflächlichkeiten hinauszusehen und die Komplexität menschlicher Beziehungen und Selbstwahrnehmungen zu erkennen.

Ein weiterer Pluspunkt des Films ist die herausragende Besetzung. Die Schauspielerinnen und Schauspieler bringen ihre Figuren mit einer Authentizität und Wärme auf die Leinwand, die es dem Publikum leicht macht, sich mit ihnen zu identifizieren – trotz oder gerade wegen ihrer Fehler und Schwächen. Besonders Antonio de la Torre überzeugt mit einer nuancierten Darstellung, die die inneren Konflikte seiner Figur auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck bringt.

„Gordos – Die Gewichtigen“ wurde von Kritikern hoch gelobt und erhielt mehrere Nominierungen bei den renommierten Goya Awards, darunter für das beste Drehbuch und die beste Regie. Der Film wurde als mutiger und origineller Beitrag zum spanischen Kino gefeiert und fand auch international Beachtung.

Insgesamt ist „Gordos – Die Gewichtigen“ eine intelligente und unterhaltsame Auseinandersetzung mit einem Thema, das in unserer Gesellschaft oft tabuisiert oder auf oberflächliche Weise behandelt wird. Der Film ermutigt dazu, über den Tellerrand hinauszusehen und die Geschichten und Kämpfe hinter den äußeren Erscheinungen zu erkennen. Ein Werk, das Lachen, Weinen und Nachdenken gleichermaßen provoziert und das Genre der Tragikomödie auf brillante Weise bedient.

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