Samstag, 26.04.2025

Finanzielle Bildung an Schulen: Wie gut sind Schüler auf den Umgang mit Geld vorbereitet?

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Peiner Medien Redaktion

Was ist ein Girokonto? Wie funktioniert ein Kredit? Und was bedeutet eigentlich Inflation? Fragen wie diese gehören zum Alltag – doch viele Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule, ohne jemals fundiert über Geld, Finanzen oder wirtschaftliche Zusammenhänge gesprochen zu haben. Dabei ist finanzielle Bildung heute wichtiger denn je, gerade angesichts steigender Lebenshaltungskosten und zunehmender Konsumangebote.

Wirtschaft im Lehrplan – aber oft nur theoretisch

In Niedersachsen wird Wirtschaft als Teil des Fächerverbunds „Politik-Wirtschaft“ unterrichtet, meist ab der 8. oder 9. Klasse. Themen wie Sozialversicherung, Steuern oder Marktwirtschaft stehen auf dem Plan – doch der praktische Umgang mit Geld bleibt dabei häufig auf der Strecke. Viele Schüler lernen zwar, wie ein Wirtschaftssystem funktioniert, aber nicht, wie man ein Haushaltsbuch führt oder was ein Dispozins ist.

Zudem hängt viel vom Engagement der Lehrkräfte ab: In einigen Peiner Schulen gibt es Projektwochen oder Kooperationen mit Banken, in anderen bleibt es bei ein paar Unterrichtsstunden pro Jahr.

Große Unterschiede im Wissen

Eine Befragung von Schülern an Peiner Gesamtschulen und Gymnasien zeigt: Während einige wissen, wie man eine Steuer-ID beantragt oder ein Konto eröffnet, haben andere noch nie einen Kontoauszug gesehen. Besonders beim Thema Schulden, Online-Zahlungen oder Vertragsrecht herrscht große Unsicherheit.

Ein strukturiertes, verpflichtendes Konzept zur finanziellen Allgemeinbildung fehlt bisher. Viele Jugendliche informieren sich selbst – über YouTube, TikTok oder Apps – mit teils fragwürdiger Qualität der Inhalte.

Schulprojekte und externe Angebote

Einige Schulen in Peine setzen auf externe Partner, um das Thema greifbarer zu machen. Banken, Verbraucherzentralen oder Vereine bieten Workshops zu Themen wie „Umgang mit dem ersten Gehalt“, „Online-Banking sicher nutzen“ oder „Schuldenprävention“. Solche Formate sind bei Jugendlichen oft beliebt – sie sind praxisnah, interaktiv und auf Augenhöhe.

Auch Initiativen wie der „Planspiel Börse“-Wettbewerb oder schulinterne „Finanz-Führerscheine“ bieten Chancen, spielerisch den Umgang mit Geld zu erlernen.

Eltern als wichtigste Vorbilder

Trotz schulischer Bemühungen bleiben Eltern die wichtigsten Vermittler von Finanzwissen. Der Umgang mit Taschengeld, Gespräche über Haushaltskosten oder das gemeinsame Planen von Anschaffungen prägen das Verhalten von Jugendlichen nachhaltig. Doch auch hier zeigen Studien: Viele Eltern fühlen sich selbst nicht gut genug informiert, um das Thema strukturiert zu vermitteln.

Forderung nach einem Pflichtfach

Angesichts der wachsenden Bedeutung des Themas fordern Experten und Bildungspolitiker seit Jahren ein eigenes Schulfach für „Alltagskompetenz“ oder „Finanzbildung“. In Bayern gibt es bereits erste Modelle. In Niedersachsen wird darüber diskutiert – konkrete Pläne gibt es bislang nicht.

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